Branchenkolloquium „Zero Emissions Logistics: Klimaneutral bis 2050“

Eck: Politik muss planbaren, realistischen und verlässlichen Rahmen setzen

Berlin, 23. November 2017 – „Eine Dekarbonisierung des Verkehrssektors, laut Klimaschutzplan der Bundesregierung bis 2050, muss mit verlässlichen, realistischen und langfristig planbaren politischen Zusagen für die Wirtschaft einhergehen“, forderte Dr. Florian Eck, DVF-Geschäftsführungsmitglied auf dem Branchenkolloquium der COMMERZBANK AG und dem Deutschen Verkehrsforum (DVF).

„Die Annahmen des Klimaschutzplans sind äußerst optimistisch gesetzt. Zero Emission bis zur Mitte des Jahrhundert ist eine extreme Herausforderung für die Logistik. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eine gezielte Investitionsförderung und Anreize zur Flottenmodernisierung, neue Antriebstechnologien einschließlich der notwendigen Versorgungsinfrastruktur, Anreize für die Anschaffung, Ausbau und Ertüchtigung von Binnenschifffahrt und Schienengüterverkehr und schließlich Investitionen in Digitalisierung, Automatisierung und optimale Vernetzung im gesamten Verkehrssystem“, erklärte Eck.

Aus Sicht des Umweltbundesamtes sagte Martin Schmied, Leiter Abteilung Verkehr, Lärm und räumliche Entwicklung: „Um die 2015 in Paris beschlossenen Klimaschutzziele zu erreichen, müssen bis zum Jahr 2050 in Deutschland nahezu alle Wirtschaftsbereiche treibhausgasneutral werden – auch der Güterverkehr. Für Null-Emissionen im Güterverkehr brauchen wir eine Abkehr von fossilen Kraftstoffen – und zwar bei allen Verkehrsträgern. Kernelement dieser Verkehrswende ist die Elektromobilität – ergänzt durch aus regenerativem Strom hergestellte Kraftstoffe für Verkehrsträger, die nicht direkt elektrifiziert werden können.“

Kritisch sah Arnold Schroven, Executive Vice President GeoPost S.A. die Forderung nach zero emissions, denn man könne nicht alle Emissionen auf null setzen. Auch würden 80 Prozent der Emissionen im Nah- und Fernverkehr erzeugt, nicht in der City-Logistik. Zero Emission sei laut Schroven nicht zu machen. „Allerdings kann eine erhebliche Reduktion zu heute erzielt werden. Alternativen zu klassischen Verbrennungsmotoren gibt es schon. Alternative Zustellkonzepte werden schon vielerorts getestet. Die Entwicklung geht absolut in die richtige Richtung - allerdings werden wohl die Kosten steigen.“

„Wer die alleinige Lösung zur Reduzierung der Emissionen insbesondere bei der Versorgung von Ballungszentren in der E-Mobilität sieht, denkt zu eng und erkennt die Innovationspotenziale in der Logistik nicht. Frische Ideen und neue Ansätze neben den ausgetrampelten Pfaden unter Einbezug aller Akteure versprechen einen schnelleren Weg zum Ziel einer lebenswerten Stadt“, so lenkte in der Diskussion Prof. Dr. Christian Kille, Institut für angewandte Logistik (IAL) Hochschule Würzburg, den Blick auf die Innovationspotenziale der Logistik. Es gebe aktuell sehr viele Möglichkeiten, Transporte zu verändern  und zu verlagern. Schließlich seien die Logistiker ja gerade die Optimierer. Beispielsweise könnten auch private Pkw als Kuriere dienen und dadurch etwa Einfahrerlaubnisse erhalten.

Die Flottenerneuerung biete ein großes Reduktionspotenzial, sagte aus Sicht eines Logistikkonzerns Dr. Andreas Froschmayer, Corporate Director für Corporate Development, Strategy & PR DACHSER Group SE & Co. KG. Und ein völlig unterschätzter Hebel zur Erreichung der Klimaziele sei die flächendeckende Bündelung von Warenströmen in Deutschland und Europa. „Die Logistikbranche kann auf Basis langfristiger Nachhaltigkeitskonzepte den Energieverbrauch pro 100 kg bewegter Tonnage optimieren, indem sie unnötige Fahrten vermeidet oder weitgehend verringert. Ergänzend dazu wird die Logistik durch Innovationen im Fahrzeugbau, in der Planung und Steuerung von Supply Chains und durch intelligente Stadtbelieferungskonzepte ihren Beitrag leisten, die Klimaziele zu erreichen".

Das betonte auch Schmied: „Die dringend benötigte Energiewende im Güterverkehr wird umso kostengünstiger, je weniger Energie dort gebraucht wird. Daher muss eine Energiewende und eine Güterverkehrswende mit Vermeidung, Verlagerung und Effizienzsteigerungen Hand-in-Hand gehen.“ Eck betonte, dass der Güterverkehr ein hohes Eigeninteresse an geringen Energie- und Spritverbrauch sowie an effizienten Abläufen habe.

Der Aspekt der sich ändernden Unternehmensziele, wonach die Wirtschaft die Vermeidung von CO2 als immer wichtiger betrachte, erläuterte Ingo Ramming, Co-Head of Commodity Solutions, Commerzbank AG: „Deutschland hat ambitionierte Klimaziele, die im Verkehrs-, Transport- und Logistiksektor zu Herausforderungen und Chancen führen. Die Bedeutung des Klimawandels rutscht bei Unternehmen verstärkt auf die Agenda ebenso wie Klimaneutralitäts-Strategien und die Kompensation von nicht vermeidbaren Kohlenstoffdioxid-Emissionen.“

Andreas Roth, Sektorkapitän Transport & Logistik, COMMERZBANK AG, brachte auf den Punkt, dass der Klimaschutzplan aus Branchensicht die Kosten und Zeit neuer Technologieentwicklungen betreffend sehr optimistisch sei. „Es gibt eine Reihe von Maßnahmen. Aber diese Maßnahmen werden jedoch nur im Zuge einer langfristig angelegten Modernisierungsoffensive zum Erfolg führen.“