Erneuerbare Energien und saubere Kraftstoffe brauchen dringend mehr Tempo

Diskussion über Rahmenbedingungen für die Transformation im Mobilitätssektor

Bild Quelle: DVF/Photothek/ Dr. Heike van Hoorn (DVF)
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  • Leistungsfähige Netzanschlüsse und Ladeinfrastruktur auch für Lkw
  • Wasserstoff und E-Fuels verfügbar machen
  • Anreizrahmen muss transparent und fair sein

​​​​​Berlin, 21. September 2023 – Für den schnellen und erfolgreichen Verlauf der Transformation des Verkehrssektors sind noch zentrale Punkte zu erledigen. Darauf haben die Vertreter des Deutschen Verkehrsforums (DVF) bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Energie und Mobilität einhellig hingewiesen. Die Geschäftsführerin des DVF Dr. Heike van Hoorn sagte: „Die Umstellung der Energiebasis ist das schwierigste und gewaltigste Projekt in der Geschichte dieses Sektors. Wir brauchen dringend mehr Tempo bei den Netzanschlüssen, der Ladeinfrastruktur und der Verfügbarmachung von Wasserstoff und E-Fuels. Parallel müssen die Nutzeranreize für die Umstellung der Antriebe und Kraftstoffe fair und transparent weiterentwickelt werden.“

Die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer nahmen wie folgt Stellung.

Dr. Daniel Chatterjee, Director Sustainability, Technology Strategy & Regulatory Affairs, Rolls-Royce Power Systems AG: „Alternative Kraftstoffe wie Biofuels und E-Fuels sind unverzichtbar, um den Luft- und Seeverkehr klimafreundlich zu machen. Turbinen und Motoren werden hier mangels Alternativen weiterhin benötigt, daher ist es notwendig den Kraftstoff CO2-neutral zu machen. Die Argumentation, dass es E-Fuels noch nicht gibt, ist der falsche Ansatz. Um den Markthochlauf zu schaffen, sind pragmatischere Regulierungsvorgaben und ambitioniertere Ziele auf EU-Ebene notwendig.“

Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena): „Das Interesse an der Produktion von Wasserstoff und E-Fuels ist weltweit sehr groß. Entscheidend für den Hochlauf ist eine belastbare und langfristige Perspektive, dass diese Kraftstoffe absetzbar sind. Europa muss den Produzenten diese Perspektive geben.“

Prof. Dr.-Ing. Thomas Schwarz, Leiter Politik und Außenbeziehungen Berlin, Audi AG: „Beim Wandel hin zu nachhaltiger Mobilität leistet gerade die Automobilindustrie einen wichtigen Beitrag. Sie ist Teil der Lösung und stemmt die größte Transformation ihrer Geschichte. Dafür benötigt sie verlässliche politische Rahmenbedingungen, um weiter gezielt Investitionen in eine CO2-neutrale Zukunft zu tätigen.“

Markus Walke, Director Business Organisation DACH, DSV Air & Sea Germany GmbH: „Der Einsatz von großen E-Lkw scheitert aktuell an der Ladeinfrastruktur. Entgegen den öffentlichen Beteuerungen ist das Tempo bei den Netzanschlüssen viel zu langsam. Die Voraussetzungen sind weder für Wasserstoff noch für Batterieelektrik erfüllt. Die Politik muss realistische Zwischenschritte zulassen, wirtschaftliche und praktikable Lösungen.“

Markus Hümpfer MdB, Berichterstatter der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Energie der SPD-Bundestagsfraktion: „Die Bundesregierung hat grundlegende Maßnahmen auf den Weg gebracht, um Erneuerbare Energien und deren Bereitstellung im Verkehrssektor zu beschleunigen – insbesondere das Osterpaket, Energiewirtschaftsgesetz, den Ausbau der Netze und der Ladeinfrastruktur. Die große Herausforderung liegt jetzt in der konsequenten Umsetzung auf lokaler und kommunaler Ebene.“

Andreas Jung MdB, Stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Energie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: "Der Klimaschutz auf Bundesebene läuft nicht erst seit zwei Jahren. Bund, Länder und Kommunen müssen das Ziel übergreifend angehen. Bei den Kraftstoffen sind klare Leitplanken nötig, klare Signale durch die CO2-Bepreisung und weitere Reformen bei den Energiesteuern und Umlagen. Steuerfreiheit für CO2-neutrale Kraftstoffe ist dazu ein wichtiger Beitrag.“

Stefan Gelbhaar MdB, Verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen: "In allen Sektoren stehen die Zeichen auf Wende. Wind und Solar boomen. Das Umsetzungstempo im Verkehr reicht jedoch nicht, wiewohl mit dem 49-EUR-Ticket, der Bahnreform, LKW-Maut und StVG richtige Schritte zu sehen sind. Die Debatte über E-Fuels hingegen ist eine Phantomdebatte. Stand heute stehen diese Kraftstoffe nicht zur Verfügung, obwohl sie bitter im Luft- und Schiffsverkehr gebraucht werden. Klimaschutz im Verkehr funktioniert nur, wenn die Politik den Rahmen schnell und konsequent in Richtung Nachhaltigkeit gestaltet."