Mobilität für Deutschland - Pressespiegel

DVZ No. 18 - Sonderbeilage für die Messe transport logistic

Praxis treffen - Langfrist-Verkehrsprognose

Artikel: Florian Eck ist Geschäftsführer des Deutschen Verkehrsforums.

Wie die Zukunft des Güterverkehrs aussehen könnte, skizziert die neue Langfrist-Verkehrsprognose des Bundesverkehrsministeriums. Doch wie realitätsnah sind die Annahmen und die Schlussfolgerungen? Eine kritische Würdigung. - Mit der Gleitenden Langfrist-Verkehrsprognose setzt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) auf zwei Neuerungen: Analog zur Gleitenden Mittelfristprognose soll künftig nicht nur dann in die Zukunft geschaut werden, wenn eine Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans ansteht, sondern jedes Jahr. Und es soll kein punktueller Fernblick sein, sondern es werden die Entwicklungen jeweils für 15, 20, 25 und 30 Jahre fortgeschrieben. Das Prognosemodell erlaubt zudem Szenarien im Sinne eines "Was-wäre-wenn-Ansatzes". Die vorliegende Prognose wird dabei aufgrund der wahrscheinlichsten Rahmenbedingungen "Absehrbarer Weg" genannt, eine Prognose "Alternativer Weg" mit veränderten Annahmen ist in Arbeit.

Die Transportwelt von morgen

Der Verkehrsprognose liegen Güterströme zugrunde, die aus den gängigen Wirtschafts- und Demografieprognosen abgeleitet und über ein Raummodell gelegt werden. Berücksichtigte Einflussfaktoren sind neben der sektoralen Wirtschaftsentwicklung unter anderem Langfristeffekte der Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der daraus folgenden Energiemarktentwicklung. Aber auch der erwartete Regulierungsrahmen durch die Klimapolitik, der anhaltende Wachstumstrend des Onlinehandels und die Entwicklung der Transportkosten fließen in die Betrachtung mit ein. (...)

Weniger Massengut, mehr Stückgut

Auf der Nachfrageseite des Logistikmarktes gehen die Gutachter von einem Güterstruktureffekt aus, bei dem Stückgüter im Außenhandel und im Binnenverkehr die extrem rückläufigen Massengüter ersetzen. Aufgrund der Energiewende fallen beispielsweise fossile Energieträger wie Kohle und Öl nahezu vollständig weg, Importe brechen hier bis 2051 um 232 Millionen Tonnen ein. (...)

Ein Markt wandelt sich

Der Gützerverkehrsmarkt 2051 ist abgeleitet aus den Erwartungen, wie sich unsere Volkswirtschaft und die Gesellschaft in einem dynamischen Umfeld entwickeln. Deutschland fördert mit Milliardenbeträgen eine Umstellung von Stahl- und Chemieunternehmen auf Wasserstoff. Wie sehen diese neuen Wertschöpfungspartnerschaften aus? Welche Rolle haben die Häfen in der Umstellung des Energieimports? Strategien für die Binnenschifffahrt und den Schienengüterverkehr liegen vor. Wann werden sie umgesetzt sein? Wie stellen sich die einzelnen Verkehrsträger am Stückgutmarkt auf? (...)

Über all dem schwebt die Frage nach der Finanzierung und dem regulatorischen Rahmen. Die Logistikunternehmen brauchen für ihre Investitionsentscheidungen Planungssicherheit. Welche Energiesteuern und CO2-Abgaben erwarten sie in den nächsten Jahren, welche Kraftstoffe werden zugelassen sein, wird es ausreichend grünen Ladestorm geben, in welchem Zustand werden die Verkehrswege sein und wo wird der Umschlag zwischen den Carriern möglich sein? Dies muss eine Standortstrategie leisten, in der die vorliegenden Konzepte zusammengeführt werden. Dann ist die Branche beim Szenario "Alternativer Weg" dabei.