ETCS kann Kapazität des Schienennetzes erhöhen

 Deutsche Bahn AG / Manuel Hollenbach
 Deutsche Bahn AG / Manuel Hollenbach

Der Mehrwert des Europäischen Zugsicherungs- und Leittechnik (ETCS) wurde in Deutschland bisher skeptisch betrachtet. Im Juli 2017 hat das Bundes ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eine un -abhängige Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. ETCS könne danach als Basis für die Erhöhung der Kapazität des Netzes dienen und dem System Eisenbahn einen Schub geben.

Wie sieht es mit der wirtschaftlichen Bewertung von ETCS, der Entwicklung der Trassenpreise und der Bewertung des 740 m Netzes aus? Hugo Gratza, Leiter Unterabteilung Eisenbahnen, BMVI, stellte die Sachstände dem Lenkungskreis vor. Die ETCS-Studie sollte laut Gratza in erster Linie ermitteln, wie ein optimaler Migrationspfad inklusive digitaler Stellwerke aussehen könne. Es sei wichtig, mit geringen Investitionen frühzeitig Vorteile zu generieren, denn zur vollständigen Systemumstellung würden Jahrzehnte benötigt. Statt einen Flicken -teppich moderner Leit- und Sicherungs -technik herzustellen, sollen nutzbare Korridore geschaffen werden.
 

740 m Züge im Vorteil

Der Bund habe die Infrastrukturprojekte bewertet, deren Umsetzung eine Befahr-barkeit des Netzes mit längeren Güter zügen, sogenannten 740 m Züge, ermöglichen. Ziel sei es, durch längere Zugeinheiten die Lei stungsfähigkeit der Infrastruktur zu verbessern. Die Bewertung belege ein deutlich positives Nutzen-Kosten-Verhältnis, so dass die weiteren Streckenmaßnahmen für Überholgleise für 740 m-Züge in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswege plans aufgenommen würden. Bis Ende 2018 stünden aus dem Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP) 10 Millionen Euro zur Verfügung. Je nach planerischem und baulichem Aufwand werde die Umsetzung 2 bis 5 Jahre dauern.
Zudem habe sich der Bund mit dem Masterplan Schienengüterverkehr bereit erklärt, die Trassenpreise für den Schienengüterverkehr für eine begrenzte Zeit deutlich zu reduzieren, erklärte Gratza weiter. 350 Millionen Euro jährlich für 5 Jahre seien dafür vorgesehen. Im Rahmen der Sondierungsgespräche zur Bildung der neuen Bundesregierung seien darüber hinaus die Ausweitung der Trassenpreissenkung auf den Schienenpersonenfernverkehr und den Schienenpersonennahverkehr diskutiert worden.