Schienenverkehr: Digitalisierung und Automatisierung auch grenzüberschreitend vorantreiben

Unterzeichnung des Letter of Intent zur Zusammenarbeit im Bahnsektor zwischen Deutschland und den Niederlanden

Quelle: BMVI
Quelle: BMVI

Die Niederlande und Deutschland wollen die Botschaft einer Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs gemeinsam den europäischen Partnern näher bringen. Das DVF unterstützt daher eine Declaration of Intent (DOI) zwischen den Niederlanden und Deutschland zur Zusammenarbeit in den Bereichen der Bahnindustrie und des Schienengüterverkehrs. Geschäftsführerin Dr. Heike van Hoorn war bei der Unterzeichnung des DOI anwesend und sagte:

Der Mobilitätssektor in Deutschland steht vor gewaltigen Herausforderungen. Die Nachfrage nach Mobilität wächst sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr stetig an.

Gleichzeitig müssen die sektorspezifischen CO2-Emissionen gesenkt und die Stickoxidbelastung insbesondere in den Ballungsräumen deutlich reduziert werden – und alles nach Möglichkeit ohne zusätzlichen Flächenverbrauch. Um diese Herausforderungen zu meistern, müssen die Mobilität insgesamt sowie Produktionskonzepte und Betriebsabläufe intelligenter durchdacht und realisiert werden. Dabei spielt der Schienenverkehr eine Schlüsselrolle.

Digitalisierung und Automatisierung sind wichtige Grundlagen, um den Schienenverkehr leistungsfähiger zu machen und dem Begriff von “Mobilität 4.0” eine “Schiene 4.0” als Werkzeug zur Seite zu stellen.

Für den Erhalt und die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ist eine ganzheitliche Strategie zur Automatisierung des Bahnverkehrs erforderlich, die gesellschaftliche, rechtliche, technische, zeitliche und finanzielle Fragen klärt. Die schrittweise Einführung digitaler und automatisierter Prozesse sowie die Anpassung der Technik sind teilweise mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden und erfordern abgestimmte Investitions- und Migrationspläne, auf die sich die Beteiligten verständigen müssen.

Gerade im grenzüberschreitenden Verkehr kommt es darauf an, dass die Technik die gleiche Sprache spricht. Darum ist es ganz besonders wichtig, in grenzüberschreitenden Testfeldern die Systemgrenzen zu überwinden und das Zusammenspiel der Technologien zu überprüfen.

Wir sehen hier in der Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Deutschland ein großes Potenzial.

Gerade die Digitalisierung und Automatisierung haben hier eine Schlüsselfunktion:

  1. Deutschland und die Niederlande haben beide ein hohes Maß an logistischer Kompetenz. Um für den Logistiksektor neue Kapazitäten zu heben, Kosten weiter zu senken und vor allem den Carbon Footprint zu verbessern, sind beide Staaten auf eine leistungsfähige Schienenlogistik angewiesen. Die Digitalisierung ist dafür ein wichtiger “Enabler”.
  2. Der Datenaustausch entlang der Transportkette muss verbessert und vor allem beschleunigt werden, ganz besonders im grenzüberschreitenden Verkehr. Vorbild sind die Häfen, bei denen Zoll, Hafenbehörde, Verlader, Reederei, Schienenverkehrsunternehmen und Trucker über eine Datenplattform vernetzt sind. Jeder erhält genau die notwendigen Daten um vorausplanen zu können und dazu beizutragen, dass der Container zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Auch Verspätungen lassen sich so rechtzeitig abfedern und in planbare Alternativen übertragen.
    Darum sind die datenorientierten Vorhaben unter Ziffer 2.2 des DOI besonders wichtig, denn sie erleichtern den alltäglichen Betrieb, erzeugen Kundennähe und zahlen relativ schnell auf das Effizienzziel ein.
  3. Die Strecke an sich muss digital ertüchtigt werden, damit Züge aus der Ferne überwacht werden und manuelle Kontrollen deutlich reduziert werden können. Dazu brauchen wir ein starkes und für neue Player offenes “Wayside Monitoring”, das beispielsweise heisslaufende Achsen oder andere Schäden erkennt, Beladungsfehler identifiziert und die Achslast überprüft.
    Wir begrüßen, dass die Entwicklung, Zulassung und Inbetriebnahme solcher Systeme für das Wayside Monitoring ihren Weg in diesen DOI unter Ziffer 2.3 gefunden hat.
  4. Die Automatisierung ist ganz besonders im Schienengüterverkehr ein wesentlicher Schritt hin zu einer höheren Wirtschaftlichkeit bei der Zugzusammenstellung und Flexibilisierung des Schienengüterverkehrs. Es geht nicht, dass wir das Automatisierte Fahren auf der Straße forcieren und dabei den Verkehrsträger ignorieren, der als spurgeführtes System prädestiniert ist. Das ist sicherlich das langfristigste der Projekte im DOI. Es hat aber eine wichtige Signalwirkung, dass die Automatisierung von Betrieb und Kuppeln ihren Weg in Ziffer 2.1 des DOI gefunden hat. Und dass hier Wert auf die grenzüberschreitende Funktionalität gelegt wird.

Wir sehen die Pilotvorhaben als einen wesentlichen ersten Schritt. Wir dürfen dabei nicht vergessen: Die Vorteile der digitalen Prozesse und Systeme werden erst nach der kompletten Umstellung vollständig wirksam.Und dieser Weg muss darum auch vollständig investiv unterfüttert werden.

Das bedeutet aber auch, dass wir den Altfahrzeugen den Verkehr auf neu digitalisierten Strecken ermöglichen müssen. Denn: Wir wollen verbinden, nicht trennen!!! Der finanziellen Förderung von Migration und Fahrzeugumrüstung kommt damit eine entscheidende Bedeutung zu.

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