Die Sicht der Mobilfunkanbieter zeigte Jan-Hendrik Jochum, Vice President Spectrum Policy & Projects, Deutsche Telekom, auf. Um Mobilfunk im Zug verfügbar zu machen, gebe es einige Herausforderungen. So seien die Bauarbeiten am Gleis komplex, etwa im Tunnel, es gebe keine Standortalternativen, stattdessen zusätzliche Vorschriften und Abhängigkeiten. Zudem sei die Mobilfunkinfrastruktur entlang von Bahnstrecken auch besonders teuer. Insbesondere hinke die Signalübertragung in den Zug dem Netzausbau hinterher, da die Signale die Zughülle nicht durchdringen.

„Unser Ansatz ist es, die gesamte Mobilfunkversorgung in der Breite so aufzurüsten, dass die Geschwindigkeit in den Zügen ausreichend gut ist." 

Jan-Hendrik Jochum

„Unser Ansatz ist es, die gesamte Mobilfunkversorgung in der Breite so aufzurüsten, dass die Geschwindigkeit in den Zügen ausreichend gut ist. Das Bauen unmittelbar am Gleis ist aber sehr aufwendig und meist nicht sinnvoll. Hochfrequenz (HF)-transparente Scheiben ermöglichen die Signalübertragung in den Zug, benötigen aber größere Einfallswinkel und einen ausreichenden Abstand, um optimal Versorgung zu bieten. Im Ruhrgebiet sind nahezu ein Viertel der Gleisstrecken bereits mit Gigabitgeschwindigkeit ausgerüstet“, so Jochum.

Quelle: Dr. Karsten Kemeter, DB AG

Dr. Karsten Kemeter, CTO Nachrichtentechnik, Deutsche Bahn AG, berichtete, dass es bis 2026 eine unterbrechungsfreie Mobilfunkausleuchtung am Gleis geben wird - hierzu habe man Vereinbarungen mit der Deutschen Telekom und Vodafone getroffen. Die Signalweiterleitung in die Züge sei jedoch vielschichtig: mobilfunktransparente Scheiben seien die bahntauglichste Option. Dies sind gelaserte Scheiben, deren wärmeisolierende Metallbedampfung in einem feinen Raster aufgelöst wurde. „Durch die gelaserten Scheiben können die gängigen Funkfrequenzen aller Mobilfunkanbieter nahezu ungedämpft passieren, gleichzeitig  schützen sie das Zuginnere vor übermäßigem Aufheizen bei Sonneneinstrahlung. Die zugrundeliegende Laser-Technologie steht dem gesamten Bahnsektor zur Verfügung.“ so Dr. Kemeter. Neue Züge des Fernverkehrs werden mit mobilfunktransparente Scheiben ausgeliefert, die Bestandsflotte wird nach und nach in den Werkstätten nachgelasert.

„Durch die gelaserten Scheiben können die gängigen Funkfrequenzen aller Mobilfunkanbieter nahezu ungedämpft passieren"

Dr. Karsten Kemeter

Anders gestalte sich die Situation im Regionalverkehr. Hier gebe es 27 Aufgabenträger der Länder, die diese Nachbesserung in Auftrag geben müssten. Bisher sind nur Pilotzüge in Bayern und Berlin/Brandenburg mit nachträglich gelaserten Scheiben unterwegs. Kemeter appellierte an die Aufgabenträger im Regionalverkehr, vermehrt die Nachrüstung bei Ausschreibungen zu berücksichtigen.

Für die in Zukunft notwendige Gigabitversorgung der Züge müsse die Anzahl der Mobilfunksendemasten entlang von Schienenstrecken drastisch erhöht werden. Die DB könne der Mobilfunkbranche anbieten, die Maste für den zukünftigen Bahnfunk FRMCS gemeinsam zu nutzen. Allerdings seien Finanzierungsfragen ungeklärt, neben FRMCS-Masten müssten weitere Masten gebaut werden. Ein Beispiel aus Österreich zeige, dass dort der Staat die Finanzierung solcher Masten unterstützt habe.