Bild Quelle: DVF/Photothek/ V. l.: Dr. Kurt-Christian Scheel; Jürgen Hasler

Einen zentralen Punkt hob Dr. Kurt-Christian Scheel, Hauptgeschäftsführer, Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hervor: Das klare Verbrauchervotum zugunsten der Mobilität mit dem Auto. „Allerdings steigt kontinuierlich der Anteil des Einkommens an, den Verbraucher für den Neuwagenkauf aufwenden müssen. In den letzten Jahren von rund 40 Prozent auf heut 80 Prozent des durchschnittlichen Jahresnettoeinkommens. Daher ist es auch nachvollziehbar, dass für zwei Drittel der Elektrowagen-Käufer der Umweltbonus ein kaufentscheidender Faktor war. Der von der Bundesregierung veranlasste abrupte Stopp der Förderung hat zur Verunsicherung und Kaufzurückhaltung geführt.“ 

Doch die Elektromobilität gewinne an Bedeutung, und obwohl der Handel diese unterstützt, bringt sie auch Herausforderungen mit sich. E-Autos würden laut Scheel einen um 40 Prozent höheren Beratungsaufwand erfordern. Die Auslastung der Kfz-Werkstätten sei stabil, aber die sinkende Anzahl von Meisterschülern, die eine Selbständigkeit anstreben, sei besorgniserregend.

"Der von der Bundesregierung veranlasste abrupte Stopp der Förderung hat zur Verunsicherung und Kaufzurückhaltung geführt.“ 

Dr. Kurt-Christian Scheel

"Die Förderung und Unterstützung von E-Fuels und fortschrittliche Biokraftstoffe sind wichtige Schritte, um zusätzlich die Bestandsflotte anzugehen.“

Jürgen Hasler

Strukturelle Veränderungen des Marktes, wie das Agenturmodell und das vermehrte Eintreten asiatischer Hersteller, verändern die Dynamik. „Das mittelständische Kfz-Gewerbe beschäftigt genauso viele Arbeitnehmer wie die Hersteller, obwohl diese Tatsache oft übersehen wird“, verwies Jürgen Hasler, Geschäftsführer Politik des ZDK, auf die Bedeutung der Branche. „Die Elektromobilität ist Pflichtprogramm für Werkstätten, doch potenzielle Gebrauchtwagenkäufer sind skeptisch in Bezug auf den Zustand des Antriebs-Akkus. Die Förderung und Unterstützung von E-Fuels und fortschrittliche Biokraftstoffe sind wichtige Schritte, um zusätzlich die Bestandsflotte anzugehen.“

Scheel und Hasler betonten die Dringlichkeit eines neutralen Zugangs zu Fahrzeugdaten, um innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln und einen fairen Rahmen zu gewährleisten. Die Zukunft des Kfz-Gewerbes liege in der erfolgreichen Umstellung auf die Elektromobilität, der Gewinnung von Fachkräften und der Bewältigung der strukturellen Veränderungen im Markt.

Verkehrssenatorin zeigt Verkehrs- und Klimaschutzmaßnahmen in Berlin auf

Verkehrssenatorin zeigt Verkehrs- und Klimaschutzmaßnahmen in Berlin auf

Bild Quelle: DVF/Photothek/ V. l.: Manja Schreiner; Gerhard Hillebrand, Vorsitzender des Lenkungskreises

In der Verkehrspolitik von Berlin stehen klare Ziele im Fokus, betonte Manja Schreiner, Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt des Landes Berlin.  Diese umfassten ein besseres Miteinander aller Verkehrsteilnehmer, die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und der Umlandanbindung sowie die Gewährleistung eines reibungslosen Straßenverkehrs. „Regelkonformität, Respekt und Rücksichtnahme sind Schlüsselwerte für den Senat. Wir werden den Ausbau der Radwege weiter fortsetzen. Zugleich wollen wir U-Bahn-Erweiterungen und
-verbindungen in neue Stadtteile planen“, skizzierte die Senatorin die Verkehrspolitik von Berlin.

"Regelkonformität, Respekt und Rücksichtnahme sind Schlüsselwerte für den Senat."

Manja Schreiner

Schreiner ging an dieser Stelle auf wichtige Projekte und Herausforderungen ein, wie die Planfeststellung der Tangentialverbindung Ost und dem Abschnitt 17 der Stadtautobahn A100. Berlin benötige leistungsfähige Verkehrswege für Autos, wobei ein erheblicher Sanierungsbedarf für die Straßeninfrastruktur und Brücken besteht. „Wir haben zwar ein verbessertes Management, aber eine hohe Zahl von Baustellen ist dennoch unvermeidlich. Erschwerend kommt die gleichzeitige Modernisierung von Versorgungsleitungen und der Gigabit-Ausbau hinzu. Deshalb ist die Unterstützung des Bundes bei GRW-Mitteln (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftskultur) und dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz für Berlin unverzichtbar“, erläuterte die Senatorin. Die Klimaziele stünden ebenfalls im Fokus, wobei eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene und Wasserstraße angestrebt werde. Saubere Antriebe und Kraftstoffe seien von großer Bedeutung. Die Anzahl an öffentlichen Ladepunkten für E-Pkw in Berlin steige. Für den Klimaschutz bestehe laut Schreiber ein erheblicher Finanzbedarf.

Daher plane das Land Berlin ein Klima-Sondervermögen. Der Senat habe ein Gutachten zur Umsetzung in Auftrag gegeben.

Expertenbeirat Klimaschutz in der Mobilität: Wegweiser für die Mobilitätswende

Der erste Policy Brief des Beirats offenbarte, dass die bisherigen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Policy Brief gültigen politischen Instrumente nicht ausreichen, um die eigenen gesteckten Ziele gemäß Klimaschutzgesetz der Bundesregierung zu erreichen. Als Expertin berichtete Prof. Dr. Meike Jipp, Bereichsvorständin Energie & Verkehr, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR; Ko-Vorsitzende des Expertenbeirates Klimaschutz in der Mobilität EKM, im Lenkungskreis Straßenverkehr, dass zusätzliche Maßnahmen erforderlich seien. Hierbei wurde seitens des EKM die verstärkte Umstellung auf alternative Antriebe als Schlüsselhebel identifiziert. Ebenso hob Jipp Maßnahmen im Fahrzeugbestand und im öffentlichen Verkehr als wichtige Handlungsfelder hervor. Beim Treffen im Bundeskanzleramt betonte der EKM, dass das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf die Straßen zu bringen, voraussichtlich erst später erreicht werden kann.

„Als Hauptbarrieren für die Elektrifizierung haben wir im EKM zum Beispiel den hohen Preis für Elektrofahrzeuge und die Notwendigkeit des weiterhin stringenten Ausbaus der Ladeinfrastruktur identifiziert. Der Beirat diskutierte deshalb verschiedene flankierende Maßnahmen – etwa die Fortführung der Umweltboni, eine CO2-Abgabe bei Fahrzeugzulassung, Steuersenkungen für Ladestrom, die Einführung eines Klimagelds und die stringente Umsetzung des Masterplans Ladeinfrastruktur II“, berichtete Jipp.

"Als Hauptbarrieren für die Elektrifizierung haben wir im EKM zum Beispiel den hohen Preis für Elektrofahrzeuge und die Notwendigkeit des weiterhin stringenten Ausbaus der Ladeinfrastruktur identifiziert."

Prof. Dr. Meike Jipp

Die Expertin führte zudem aus, dass Uneinigkeit im Beirat über die Bewertung bestimmter Maßnahmen herrschte, man sich aber über die Notwendigkeit eines vielschichtigen Maßnahmenbündels im Klaren sei. Herausfordernd sei zudem die von der Bundesregierung angestrebte Kostenneutralität. Die weitere Arbeit des EKM führte Jipp wie folgt aus: „Aktuell richtet der Beirat sein Augenmerk auf die Bestandsflotte. Wir wollen im Herbst 2024 einen neuen Policy Brief dazu veröffentlichen. Des Weiteren planen wir, uns genauer mit dem Thema Mobilitätsverhalten zu befassen.“