„Die Politik muss sich stärker mit der Verknüpfung der Verkehrsträger über alle Ebenen hinweg auseinandersetzen."

Frank Nosbers

Nosbers schlug vor, die Stärken der verschiedenen Verkehrsträger besser zu kombinieren, um den Transportweg gerade vor dem Hintergrund starker Brückensanierungsbedarfe und folglichen Umwegen zu optimieren. So müssten digitale Verkehrsträgerinformationen stärker miteinander verzahnt werden. Beispielsweise könnte ein GST-Serviceportal die für die Route benötigten Parameter wie Sperrungen, Baustellen, Statik-/Höhenprofile bei Brücken für Vorabprüfungen bereitstellen und dabei ebenso Alternativen für Schiene und Wasserwege inkl. Übergabepunkte aufzeigen.

Nosbers forderte: „Die Politik muss sich stärker mit der Verknüpfung der Verkehrsträger über alle Ebenen hinweg auseinandersetzen. So kann eine optimale Nutzung unseres Verkehrsnetzes zugunsten schnellerer und ressourcenschonenderer Groß- und Schwerlasttransporte gewährleistet werden.“

Bildquelle: Bearing Point GmbH / Frank Nosbers

Autobahn ist wichtige Säule für den Wirtschaftsstandort Deutschland

Dr. Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung, Die Autobahn GmbH des Bundes, betonte eingangs die volkswirtschaftliche Bedeutung der Autobahnen für den hiesigen Wirtschaftsstandort. Insbesondere die Instandhaltung und Instandsetzung von Brücken seien eine immense Aufgabe und erforderten zusätzliche finanzielle Mittel.

"Wir müssen Autobahnen als wichtige Säule des Wirtschaftsstandorts Deutschland erhalten..."

Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt seien der Ausbau der Elektromobilität und die Notwendigkeit einer ausreichenden Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen, um die Reichweitenangst zu reduzieren. „Die Autobahn GmbH hat bereits Maßnahmen ergriffen, um mehr Ladepunkte an den Raststätten zu schaffen“, so Güntner.

Für eine effiziente Verkehrssteuerung und Verkehrssicherheit sei zudem die Digitalisierung der Verkehrsinfrastruktur eine wichtige Zukunftsaufgabe, die ebenfalls Investitionen erfordere. „Wir müssen Autobahnen als wichtige Säule des Wirtschaftsstandorts Deutschland erhalten, an neue Erfordernisse anpassen und die notwendigen Mittel bereitstellen, um die Infrastruktur langfristig zu sichern.“

CO2e-Schattenpreis als Vergabekriterium

2023 wurde ein Konsultationsprozess zur Transformation des Vergaberechts angestoßen. Umweltverbände, Unternehmen und andere Akteure wurden aufgefordert, Vorschläge zur Vereinfachung des Vergabeprozesses und zur Stärkung von Nachhaltigkeitskriterien einzubringen. Chantal Kopf MdB, die zuständige Abgeordnete des Bündnis 90/Die Grünen zu diesem Thema, bestätigte, dass diese Ziele von der gesamten Koalition getragen würden. Von einer Vereinfachung könnten besonders Start-ups und gemeinwohlorientierte Unternehmen profitieren, da gerade für diese das aktuelle Nachweissystem und die bürokratischen Vorgaben schwer handhabbar seien. Mit Blick auf die Einbeziehung weiterer Vergabekriterien bekräftigte Kopf: „Der CO2e-Schattenpreis ist ein vielversprechender Ansatz, um ökologische Nachhaltigkeitskriterien zu stärken. In Baden-Württemberg ist die Einbeziehung eines CO2e-Schattenpreises bereits im Koalitionsvertrag vereinbart und es werden Möglichkeiten zur Umsetzung in ausgewählten Bereichen getestet.“

"Der CO2e-Schattenpreis ist ein vielversprechender Ansatz, um ökologische Nachhaltigkeitskriterien zu stärken."

Chantal Kopf MdB

Wichtig sei laut Kopf eine klare und transparente Umsetzung, denn oft scheiterten Vergabestellen nicht am Willen, nachhaltigere Optionen zu wählen, sondern an begrenzten fachlichen und personellen Kapazitäten. „Die Reform des Vergaberechts ist ein wichtiger Hebel, um für alle Beteiligten eine Vereinfachung zu erzielen und die Nachhaltigkeit von Infrastrukturprojekten zu stärken. Mit steigender Nachhaltigkeit haben wir auch die Chance, mehr Akzeptanz für damit verbundene Baumaßnahmen zu schaffen.“

Nachhaltigkeit durch Wettbewerb stärken

„Der Staat und staatliche Unternehmen haben bisher zu wenig getan, um nachhaltiges Bauen zu fördern und damit einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels zu leisten. Die bisherige Vergabepraxis basiert hauptsächlich auf dem niedrigsten Preis und berücksichtigt nur selten nachhaltige Kriterien“, stieg Dr. Moritz Püstow, Partner & Leiter Öffentliches Wirtschaftsrecht, KPMG Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, in das Thema öffentliche Beschaffung und nachhaltiges Bauen ein.

"Staat und Bauindustrie müssen zudem partnerschaftlich zusammenarbeiten.“

Dr. Moritz Püstow

Laut Püstow müsse die öffentliche Hand nicht nur mehr Nachhaltigkeit als Kriterium der öffentlichen Beschaffung festlegen, sondern auch höhere Ausgaben dafür anerkennen: „Sinnvoll ist es, marktwirtschaftliche Instrumente einzusetzen, um den Wettbewerb um klimafreundliche Baumaterialien und Konstruktionen zu fördern. Staat und Bauindustrie müssen zudem partnerschaftlich zusammenarbeiten.“ Für die Bauindustrie sei es außerdem wichtig, Lösungen zu erarbeiten, die von neuartigen Materialien, Konstruktionen oder Baumaschinen bis hin zur Risikobewältigung reichen könnten. Auch der Bundesrechnungshof empfehle, Nachhaltigkeitsaspekte stärker zu berücksichtigen.

Mit Digitalisierung nachhaltiger bauen

Hohe CO2-Emissionen durch die Verwendung von Baustoffen wie Beton und Asphalt würden die Dringlichkeit für nachhaltiges Bauen offenlegen, so Alexander Hofmann, Geschäftsführer HOCHTIEF PPP Transport Westeuropa GmbH. „Die Digitalisierung unserer Arbeitsprozesse ist eine Voraussetzung, um Nachhaltigkeit messbar zu machen und Nachhaltigkeit im Bau zu unterstützen. Zudem muss der CO2-Preis stärker als Instrument eingesetzt werden, um nachhaltiges Verhalten zu fördern“, so der Vorschlag von Hofmann, der betonte, dass für Unternehmen ein nachhaltiges Handeln auch wirtschaftliche Vorteile bringen müsse. Hofmann zeigte die Vorteile eines digitalen Tools, um den CO2-Fußabdruck von Bauprojekten zu berechnen und zu optimieren, etwa indem verschiedene Aspekte wie Materialwahl, Transport und Bauverfahren bewertet würden. Dieses Verfahren könne Unternehmen motivieren, nachhaltigere Lösungen anzubieten. Erste Versuche damit belegen dies. Er betonte aber auch: „Um schneller nachhaltig zu bauen, sind politische Unterstützung und ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft nötig.“ Dies inkludiere die Akzeptanz von Mehrkosten, insbesondere weil diese oft geringer als erwartet ausfielen.

„Um schneller nachhaltig zu bauen, sind politische Unterstützung und ein Bewusstseinswandel in der Gesellschaft nötig.“

Alexander Hofmann

HOCHTIEF / Alexander Hofmann - Abbildung/ KPMG Dr. Moritz Püstow